Sie wollen die Erfolgsgeschichte der Bürgerstiftung Ostfildern fortschreiben: Peter Stapelberg, Ernst Hagenmeyer, Ludger Eltrop und Sonja Abele (von links). Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

An die 130 000 Euro hat die Bürgerstiftung Ostfildern (BSO) im vergangenen Jahr ausgeschüttet, um Projekte zu fördern und bedürftige Menschen zu unterstützen. Das ist aber nur eine Seite ihres Wirkens. Die Stiftung wolle mehr und mehr auch selbst aktiv sein, als „Forum für Zukunft“ und als Impulsgeber für neue Projekte, erklärte Vorstandsmitglied Ludger Eltrop beim 7. Stifterforum im Stadthaus. Eine neue Aufgabe sieht die BSO darin, Flüchtlingen die Teilhabe am Stadtleben zu ermöglichen.

Von Harald Flößer

Nach schwierigen Anfängen sei die 2007 gegründete Stiftung nun „im Erwachsenenalter angelangt“, sagte Stiftungsratsvorsitzender Ernst Hagenmeyer. Bei allen Tätigkeiten lasse man sich von der Frage leiten: Was können wir für die Zukunft der Stadt tun? Wichtig sei, nah am Puls der Zeit zu sein und Antworten zu finden auf gesellschaftliche Entwicklungen, ergänzte Peter Stapelberg, der ebenfalls dem Vorstand der BSO angehört. Jedenfalls verstehe man sich nicht als Sozialstiftung, die sich darauf beschränkt, Zuschüsse zu verteilen. Prägend sei eine große Themenvielfalt. Und man lege Wert auf Kontinuität und Nachhaltigkeit, so Stapelberg. Das gelte unter anderem für die privilegierten Partnerschaften. Gemeint sind damit Projekte mit Partnern, die über drei Jahre mit jeweils 5000 Euro gefördert werden. Unterstützt werden auf diese Weise die städtische Musikschule, das offene Atelier im Nachbarschaftshaus und die städtische Galerie, die das Geld dafür verwendet, Grundschulkinder an die Kunst heranzuführen.

Mit einem Sonderfonds, der jährlich mit 10 000 Euro ausgestattet ist, wird Menschen geholfen, die in eine akute Notlage geraten sind. Ein weiteres von der BSO gefördertes Projekt ist der Bernhard-Krol-Musikwettbewerb. Er findet alle zwei Jahre statt und erinnert an den bekannten Komponisten aus Kemnat. 2015 waren bei dem Wettbewerb 37 junge Musiker im Alter von 12 bis 19 Jahren angetreten. Die Klosterhofschule in Nellingen erhält Geld für die Aktion „Klasse 2000“, die sich der Gesundheitsförderung sowie der Sucht- und Gewaltvorbeugung widmet. Zu einer festen Einrichtung sind die Tafelessen im Winter und im Sommer geworden. Um Sprache und Bildung als Schlüssel der Integration von Kindern und den Familien geht es im Projekt „eins plus b“. Die Abkürzung steht für Eltern im Netzwerk Sprache plus Bildung.

Hohe Spendenbereitschaft

Über die Reichert-Stiftung, einer der beiden Treuhandstiftungen unter dem Dach der BSO, werden vor allem die Bereiche Sport und Kunst gefördert. Zielgruppe seien auch Leistungssportler, erklärte Klaus Reichert. 2015 habe die von ihm und seiner Frau Waltraud gegründete Stiftung etwa 16 000 Euro ausgeschüttet. Gerne hätte man noch weitere Projekte unterstützt, doch habe es an Anträgen gemangelt.

Stapelberg lobte die hohe Spendenbereitschaft der Ostfilderner Bürger. 25 000 Euro allein im vergangenen Jahr sei eine „bemerkenswerte Summe“. Vor allem für die Initiative „Ostfildern humanitär“ gingen viele Spenden ein. Dahinter verbirgt sich die seit ein paar Jahren laufende Hilfsaktion für die Kinderklinik in der ukrainischen Partnerstadt Poltawa. 2015 wurden für 14 000 Euro dringend notwendige medizinische Geräte angeschafft. Im Juli wollen Vereine aus Ostfildern ein Benefizkonzert veranstalten, um weitere Spendengelder für die onkologische Abteilung der Kinderklinik in Poltawa zu bekommen.

160 000 Euro investiert die Bürgerstiftung in den Umbau einer ihrer Immobilien in Nellingen. Dort sollen vier Wohnungen für Flüchtlinge und Obdachlose entstehen, die an die Stadt Ostfildern vermietet werden. „Wir wollen da kostendeckend arbeiten und keine Gewinne machen“, sagte Stapelberg.

Die Bürgerstiftung Ostfildern

Die Bürgerstiftung Ostfildern (BSO) feiert 2017 zehnjähriges Bestehen. Dem Vorstand gehören an: Sonja Abele, Ludger Eltrop, Peter Stapelberg und Andreas Weber. Vorsitzender des Stiftungsrats ist Ernst Hagenmeyer, sein Stellvertreter ist Heinz Illi. Als Schirmherr fungiert Ostfilderns OB Christof Bolay. Seit 2013 leitet Monika Schuster als Ansprechpartnerin die Geschäftsstelle im Klosterhof in Nellingen.

Das Stiftungsvermögen umfasst gut 700 000 Euro. Hinzu kommt ein Immobilienvermögen von etwa 2,3 Millionen Euro, zwei Häuser in Nellingen. Gestartet ist die BSO 2007 mit einem Vermögen von 62 000 Euro.

Unter dem Dach der BSO gibt es zwei Treuhandstiftungen. Eine davon ist die Futterer-Stiftung. Sie hat ihr Kapital im vergangenen Jahr um 17 000 auf 200 000 Euro erhöht. Ihr Hauptanliegen ist es, in Not geratenen Menschen in Ostfildern zu helfen. Klaus und Waltraud Reichert, nach denen die zweite Treuhandstiftung benannt ist, wollen besonders begabte Kinder und Jugendlichen in den Bereichen Sport und Kunst unterstützen.

Neu ist ein Stiftungsfonds mit einem Vermögen von 32 000 Euro. Das Kapital stammt vom aufgelösten Verein Jugend- und Sportleiterschule Ruit. Mit den Erträgen soll die örtliche Jugend „zur Achtung vor den Menschen, zu Toleranz gegenüber Andersdenkenden, zu Friedensliebe und demokratischer Gesinnung“ angehalten werden.